Nitrat und Pestizide sind zwei der Hauptverunreinigungen, die die Qualität unseres Trinkwassers beeinträchtigen können. Der Eintrag von Nitrat erfolgt hauptsächlich durch landwirtschaftliche Aktivitäten wie Düngung, wodurch es in das Grundwasser gelangt. Pestizide werden ebenfalls in der Landwirtschaft eingesetzt, um Schädlinge zu bekämpfen, und können durch Abschwemmung oder Auswaschung in Gewässer gelangen. Beide Stoffe haben eine direkte Auswirkung auf die Qualität des Trinkwassers.
Nitrat kann gesundheitliche Probleme verursachen, insbesondere wenn es im Körper zu Nitrit umgewandelt wird. Dies geschieht beispielsweise im Magen und kann bei Säuglingen zu Methämoglobinämie führen, die oft als „Blausucht“ bezeichnet wird. Bei höheren Konzentrationen können auch gesundheitliche Probleme wie erhöhte Krebsrisiken auftreten.
Im Rahmen dieses Artikels wird die Bedeutung dieser Stoffe für die Wasserqualität genauer untersucht, ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt betrachtet sowie die möglichen Maßnahmen zur Reduzierung dieser Verunreinigungen im Trinkwasser erläutert.
Nitrat im Leitungswasser
Es besteht Besorgnis über einen Stoff, der die Trinkwasserqualität gefährdet: Nitrat. Dieser Bestandteil, der im Dünger vorkommt und das Pflanzenwachstum fördern soll, wandelt sich im menschlichen Körper zu Nitrit um, was als krebserregend gilt. Landwirtschaft, Politik und Wissenschaft setzen sich nun mit der Frage auseinander, wie dieses Problem bewältigt werden kann.
Trinkwasser gefährdet durch den Nitrat-Wahnsinn
Der Anstieg des Nitratgehalts im Grundwasser resultiert größtenteils aus übermäßiger Stickstoffzufuhr, die hauptsächlich auf landwirtschaftliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Stickstoff ist sowohl in Gülle als auch in Mineraldüngern enthalten. Um den Stickstoffeintrag zu begrenzen, sind in einigen Regionen sogenannte „rote Gebiete“ definiert worden. Diese Gebiete legen fest, wo die Düngung eingeschränkt werden muss. Wenn Umweltbehörden einen erhöhten Nitratwert im Grundwasser feststellen, legen Landwirtschaftsbehörden in einem mehrstufigen Verfahren fest, welche Vorschriften für die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen gelten sollen. Diese Regulierungen können sich für Landwirte weitreichend auswirken, da sie potenziell geringere Ernteerträge befürchten.
In Deutschland ist die Grundwasserqualität oft durch eine hohe Belastung mit der Stickstoffverbindung Nitrat beeinträchtigt. Diese Belastung resultiert hauptsächlich aus der stickstoffhaltigen Düngung in der Landwirtschaft. Obwohl Nitrat auch durch andere Quellen wie den Straßenverkehr, industrielle Prozesse und Heizungen in das Grundwasser gelangen kann, ist die landwirtschaftliche Düngung der Hauptfaktor. Der geltende Schwellenwert für Nitrat in Deutschland gemäß der EU-Grundwasserrichtlinie liegt bei 50 Milligramm pro Liter. Sobald der Wert von 37,5 Milligramm pro Liter überschritten wird, sind gesetzliche Maßnahmen vorgesehen. In Bayern werden Gebiete, die den Grenzwert überschreiten, als „rote Gebiete“ eingestuft, was bedeutet, dass landwirtschaftliche Betriebe strengere Vorschriften einhalten müssen.
Für Babynahrung nicht geeignet
In vielen deutschen Regionen ist die Nitratbelastung im Trinkwasser so stark erhöht, dass Experten davon abraten, dieses Wasser zur Zubereitung von Babynahrung zu verwenden. Etwa vier von zehn Trinkwasserproben weisen eine derart hohe Nitratkonzentration auf, dass sie für diese Zwecke ungeeignet sind.
Wasser, das mit Nitrat belastet ist, birgt gesundheitliche Risiken, insbesondere für die Magen-Darm-Flora von Säuglingen. Die Präsenz von Nitraten kann die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes beeinträchtigen, was bei Säuglingen zu einem Syndrom führt, das als „blaues-Säuglings-Syndrom“ bekannt ist. Während nitratbelastetes Wasser gefiltert werden kann, geht dabei jedoch eine beträchtliche Menge lebenswichtiger Mineralstoffe verloren.
Und auch die Einhaltung der für die gesamte Bevölkerung geltenden Grenzwerte gestaltet sich als Herausforderung. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) berichtet, dass in etwa jeder zehnten Probe zumindest ein Grenzwert für chemisch-physikalische Belastungen überschritten wurde. Zusätzlich waren 8 % der Proben aufgrund bakteriologischer Belastungen nicht oder nur bedingt für den Genuss geeignet. Das Institut wies darauf hin, dass bakteriologische Verunreinigungen sowohl im Leitungsnetz als auch in den Hausleitungen auftreten können.
EU-Kommission: Deutschland missachtet Trinkwasser-Regelungen
Die Europäische Kommission hat Deutschland wegen Nichtbeachtung der EU-Vorschriften bezüglich Trinkwasser gerügt.
Brüssel – Die Behörde in Brüssel gab bekannt, dass die Bundesregierung bisher keinen Nachweis erbracht hat, die überarbeiteten EU-Vorschriften ordnungsgemäß in nationales Recht umgesetzt zu haben. Aus diesem Grund wurde ein Verfahren zur Überprüfung von Vertragsverletzungen eingeleitet. Im letzten Schritt können daraus Geldstrafen resultieren.
Bundestag Anfrage über Tenside in Klärschlamm
Im Bundestag wurde eine Anfrage bezüglich der Verunreinigung von Trinkwasser durch Tenside im Klärschlamm gestellt. Die Anfrage (16/4130) erkundigt sich nach der jährlichen Freisetzung von 46.000 Tonnen sogenannter Perfluortenside über Düngemittel in Gewässer. Darüber hinaus möchten die Abgeordneten Informationen darüber erhalten, ob es sich um ein überregionales Problem handelt, wie hoch das Risiko für die Anwohner ist und welche Maßnahmen die Regierung plant, um gegen diese Verunreinigung vorzugehen.
Pflanzenschutzmittel im Grund- und Trinkwasser
Die Verringerung von Pflanzenschutzmitteln ist eine dringende Herausforderung im Schutz des Grundwassers, besonders hinsichtlich seiner Bedeutung für die Trinkwasserversorgung in Deutschland, um künftige Verunreinigungen zu verhindern. Aktuelle Überprüfungen gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie zeigen weit verbreitete Belastungen des Grundwassers durch Pflanzenschutzmittel. Häufig werden Stoffe und Abbauprodukte von längst nicht mehr zugelassenen Mitteln nachgewiesen. Auch weniger bedeutende Abbauprodukte sind aufgrund ihrer häufigen Nachweise und der fehlenden rechtlichen Regelungen von Interesse. Um den vorsorglichen Schutz des Trinkwassers zu gewährleisten, ist es wichtig, die Einträge von Pflanzenschutzmitteln zu minimieren, verbindliche Grenzwerte für weniger relevante Abbauprodukte festzulegen und bestehende Belastungen umfassend zu überwachen. Ein erster Schritt in dieser Richtung ist die Berücksichtigung nicht relevanter Abbauprodukte im Trinkwasser in der neuen nationalen Verordnung zur Umsetzung der EU-Trinkwasserrichtlinie, genannt „Trinkwassereinzugsgebieteverordnung“. Zudem können neue Überwachungsansätze wie das Non-Target-Screening in der chemischen Gewässerüberwachung dazu beitragen, die Belastungssituation genauer zu beurteilen.
Geht die Verunreinigung schneller als Filterstufen das bewältigen können?
Wasserwerke planen eine vierte Filterstufe, die Spurenstoffe entfernen sollen. Allerdings beträgt die Dauer der Realisierung bis zu 10 Jahre und es werden Befürchtungen deutlich, dass diese Filterstufen der befürchteten Verunreinigung in 10 Jahren nicht mehr gerecht werden können. (Quelle öffentlich rechtliche Reportage „Ressource Wasser – unser wertvollster Rohstoff wird knapp“) Ein Wettlauf zwischen Zeit und der steigenden Verschmutzung ist zu befürchten.