Die Kräuterbäder des Sebastian Kneipp
Heublumenbad
Unter Heublumen versteht man die trockenen Blütenköpfe, Stängel und Blattreste, die sich auf dem Boden des Heuschobers anhäufen und übrig bleiben, wenn das Heu verfüttert ist. Diese aromatisch riechende Mischung aus den Blüten der Gräser, Sommerwiesenblumen, den Köpfchen von Klee oder Distel, wird aufgekehrt und bei Bedarf wird ein halbes bis ganzes Pfund davon aufgekocht und dem (35 bis 37 Grad) heißen Bad beigemengt. Kneipp verordnete Heubäder bei Rheuma, Gicht, Skrofulose, Nieren-, Blasen- und Unterleibsleiden sowie nervösen Störungen. Eigentlich eignet sich das Heublumenbad für fast alle Leiden, auch bei viralen Grippen. Bei den Kunstwiesen der heutigen Agrarbetriebe fallen echte „Heublumen“ kaum noch an. Alternativ können die entsprechenden Blüten und Gräser von Hand gesammelt und getrocknet aufbewahrt werden.
Haferstrohbad
Kneipp ließ eine Menge von ungefähr zwei Pfund des kieselreichen, gehäckselten Haferstrohs eine Stunde lang kochen und gab es dem Vollbad bei. Ein Mittel gegen Grieß- und Steinleiden, bei Nieren-, Blasen-, Gicht- und Rheuma-Erkrankungen, zudem bei Fußschweiß und Hautausschlag.
Walnussblätterbad
Nach Kneipp werden zwei Pfund der frischen oder getrockneten Blätter eine Dreiviertelstunde lang gekocht und dann dem Bad hinzugesetzt. Indikationen sind der skrofulose Symptomkomplex (Rhinitis, Blepharitis, Konjunktivitis, Keratitis, Lymphadenitis), besonders bei Kindern, sowie Eiterungen der Knochen und Gelenke und hartnäckige Wunden.
Kamillenblüten- und Schafgarbenblütenbad
Diese Bäder wurden bei Wunden, Geschwüren, Rheuma und auch Frauenleiden empfohlen. Dafür werden zwei Hände voll mit Wasser überbrüht, bedeckt ziehen gelassen und dann dem Vollbad oder Sitzbad beigegeben.
Ackerschachtelhalmbad
Ackerschachtelhalm, auch Zinnkraut genannt, gilt als wunderbares Heilmittel bei Bindegewebsschwäche, Geschwüren, schlechter Durchblutung und Stoffwechselleiden. Als Sitzbad ist Ackerschachtelhalm bei Blasen- und Nierenleiden empfohlen. Hintergrund dessen ist die Kieselsäure, die als Bad und auch als Tee verwendet wird.
Weitere Bäder, die der Altmeister der Naturheilkunde angibt, sind Fichtennadelbäder für rheumatische Beschwerden, Pfefferminzbäder zur Anregung der Lebensgeister (hier sei Vorsicht angebracht: Minze kühlt, die Temperatur des Bades kann so gegebenenfalls nicht korrekt empfunden werden, man achte auf Verbrühungen).
Eichenrindenbäder sind bei nässenden Ekzemen, Frostbeulen, Hautverbrennungen und Hämorrhoiden indiziert, dazu kommen kräftigende und schmerzlindernde Weidenrindenbäder.
Diese Liste könnte fortgesetzt werden, vermag doch fast jede Heilpflanze unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes über die Haut aufgenommen zu werden.